Persönliche Eindrücke zur Eröffnung des Kulturhofs am 26. Juli 2025

Der Artikel im Fränkischen Tag vom 25. Juli 2025 war in Ton und Inhalt kritisch: Es wurde dort nicht nur die bauliche Gestaltung des Kulturhofs auf dem Lagarde-Campus hinterfragt, sondern auch die fehlende Umsetzung zentraler Aspekte wie Toiletten, Schatten oder eine echte soziokulturelle Nutzung thematisiert. Viele der dort formulierten Beobachtungen, Einschätzungen und Sorgen – insbesondere aus Sicht des Bürgervereins Bamberg-Ost – sind berechtigt. Genau deshalb war es mir wichtig, mir am darauffolgenden Samstag, den 26. Juli, im Rahmen der offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten selbst ein Bild vor Ort zu machen.
Mein Eindruck ist dabei differenziert: Der Platz hat unbestritten Potenzial – aber er hat auch erkennbare Schwächen, die dringend aufgegriffen werden müssen, wenn er seinem Anspruch als zentraler Ort für Kultur, Begegnung und Teilhabe im Bamberger Osten gerecht werden will.
Positives Bild mit Verbesserungspotenzial
Zunächst möchte ich festhalten: Die Grundstruktur des Kulturhofs wirkt offen, modern und klar gestaltet. Besonders gut gefallen haben mir die beiden Kopfbereiche – auf der einen Seite die Bewegungsgeräte für Jung und Alt, auf der anderen Seite die Sitzgelegenheiten unter Bäumen, die zum Verweilen einladen. Diese Zonen funktionieren schon heute als echte Aufenthaltsbereiche.
Was jedoch unmittelbar ins Auge sticht – und die Kritik im genannten Artikel bestätigt –, ist der Mangel an Schatten auf dem eigentlichen Platz. Gerade an heißen Sommertagen kann dieser Bereich zur Hitzefalle werden. Familien mit Kindern, ältere Menschen oder gesundheitlich eingeschränkte Personen finden dort kaum Schutz. Das ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern betrifft ganz konkret Aufenthaltsqualität, soziale Teilhabe und nicht zuletzt gesundheitliche Aspekte. Der Hinweis des Bürgervereins-Vorsitzenden Jochen Kellner, dass es an heißen Tagen „kritisch“ wird, trifft den Kern der Problematik sehr genau, diese Einschätzung teile ich ausdrücklich.
Was wurde aus dem Antrag der SPD Stadtratsfraktion?
In diesem Zusammenhang frage ich mich offen: Was ist eigentlich aus dem Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom Juni 2024 geworden? Auf Initiative des Ortsvereins der SPD im Bamberger Osten – auf mein persönliches Bestreben hin – wurde damals beantragt, den Platz der Menschenrechte auf dem Lagardegelände durch zusätzliche Begrünung und Beschattung klimafreundlich weiterzuentwickeln. Ein ähnlicher Antrag wurde übrigens auch durch den Bürgerverein Bamberg Ost initiiert. Die Argumente von damals sind heute aktueller denn je: Anpassung an den Klimawandel, Verbesserung des Mikroklimas, Schutz vor Hitze, Förderung sozialer Nutzungsmöglichkeiten.
Leider wurden beide Anträge bislang weder umgesetzt noch – soweit ersichtlich – abschließend behandelt. Ist er im politischen Betrieb schlicht untergegangen? Stößt er auf Ignoranz? Man weiß es nicht… Dabei wäre genau jetzt der richtige Zeitpunkt, aktiv nachzusteuern. Denn es geht hier nicht um Symbolpolitik, sondern um ganz konkrete Verbesserungen für die Bürgerinnen und Bürger – nicht nur im Bamberger Osten, sondern für alle, die diesen Ort zukünftig nutzen möchten.
Toiletten: Eine Frage der Würde
Ein weiteres drängendes Thema betrifft die fehlenden Sanitäranlagen. Ursprünglich sollten diese in der benachbarten Reithalle untergebracht werden. Für diese liegt zwar ein ausgearbeitetes Konzept vor, doch noch fehlt es an Trägern, die dieses umsetzen wollen und können. Zudem scheint es derzeit auch an öffentlichen Geldern zu fehlen, um mit den dringend notwendigen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen fortfahren zu können.
Bis dahin wäre es meiner Meinung nach zwingend erforderlich, zumindest die Toilettenanlage fertigzustellen, um ein durchaus menschliches dringendes Bedürfnis lösen zu können. Der Kulturhof soll ein Ort für alle sein. Dazu gehören auch funktionierende und zugängliche Toiletten – das ist keine Kür, sondern eine Frage der Würde.
Der Ort lebt – wenn man ihn lässt
Trotz aller Kritik nehme ich aus der Eröffnung auch viel Positives mit. In vielen Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern war zu spüren: Der Platz wird angenommen – noch vorsichtig, aber durchaus mit Freude. Zwei Ideen, die ich persönlich sehr charmant finde und selbst ins Spiel gebracht habe, sind die Verlegung der Heinrichskerwa auf diesen Platz – was ihre Sichtbarkeit und Bedeutung im Stadtteil deutlich erhöhen würde – sowie die Ausrichtung eines Advents- oder Weihnachtsmarkts. Gerade Letzteres bietet sich aufgrund der räumlichen Struktur geradezu an: Die Einfassung durch die angrenzenden Gebäude erzeugt eine besondere Atmosphäre, die für winterliche Veranstaltungen hervorragend geeignet ist. Vieles mehr ist denkbar – man muss es nur wollen.
Ich bin überzeugt: Der Platz hat das Potenzial, ein echter kultureller Mittelpunkt im Bamberger Osten zu werden – aber nur, wenn man ihn weiterdenkt. Ein Ort, der kulturelle Teilhabe ermöglichen will, muss auch klimatisch inklusiv gestaltet sein. Bäume sind keine Dekoration. Sie sind Voraussetzung für Aufenthaltsqualität, für Erholung, für Austausch – und für nachhaltige Stadtentwicklung. Wo bleibt der – auch in Bamberg häufig zitierte – Begriff der „Schwammstadt“? Warum wurde dieser bei der Neugestaltung eines zentralen städtischen Platzes nicht mitgedacht?
Mein Fazit
Ich teile die konstruktive Haltung des Bürgervereins Bamberg-Ost, der Chancen und Defizite gleichermaßen benennt. Für mich steht fest: Der Kulturhof auf dem Lagarde-Areal ist ein Ort mit Anspruch – und mit Auftrag. Er verdient eine Weiterentwicklung, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, die ihn nutzen. Der neue Stadtrat wird sich mit dieser Aufgabe beschäftigen müssen – und ich hoffe sehr, dass er dabei die Erfahrungen, Vorschläge und Stimmen aus dem Stadtteil aufgreift.
Der Platz der Menschenrechte sollte seinem Namen gerecht werden – nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret, im Alltag der Menschen. Auch – und gerade – im Kleinen.

