Diese Botschaft, die erstmals 2014 durch Oxfam bekannt wurde, ist keine leere Polemik. Sie spiegelt eine Realität wider, die sich seither nur verschärft hat. Laut einer Studie aus 2023 besitzt das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die restlichen 95 Prozent zusammen. Während die Milliardäre ihr Vermögen verdoppeln, verlieren Milliarden von Menschen ihre Lebensgrundlagen.
Doch was bedeuten solche Zahlen wirklich? Es sind keine abstrakten Statistiken. Sie sind das Gesicht der Armut von Familien, die in prekären Verhältnissen leben. Sie sind die Unsicherheit der Rentner, die sich den nächsten Winter nicht leisten können. Sie sind die verpassten Chancen von Kindern, die keine gute Bildung erhalten, weil ihre Familien nicht reich genug sind. Und sie sind auch das Symbol einer Politik, die die Bedürfnisse der wenigen Reichen über die Not der vielen stellt.
Warum wir handeln müssen
Wir hören oft die gleichen Gegenargumente, wenn es um gerechte Steuerpolitik und Umverteilung geht: Höhere Steuern gefährden Innovationen. Kapital wird ins Ausland fließen. Doch das sind Mythen, die nicht mehr greifen. Internationale Abkommen wie die OECD-Mindeststeuer beweisen, dass wir uns gegen Steuerflucht wehren können. Progressive Steuersysteme, die große Vermögen stärker belasten, lassen Raum für Innovation und Wachstum – sie schaffen aber auch die soziale Stabilität, die wir dringend brauchen.
Es gibt Alternativen zur immer größeren Spaltung zwischen Arm und Reich. Aber diese Alternativen erfordern politischen Mut. Ein Mut, der in einer Zeit, in der populistische und konservative Strömungen einfache Lösungen und steuerliche Entlastungen für Wohlhabende predigen, besonders wichtig ist. Sie lenken von den echten Herausforderungen ab. Anstatt sich mit strukturellen Fragen der Ungleichheit auseinanderzusetzen, fördern sie kurzfristigen Konsum und falsche Versprechen, die die Mehrheit der Gesellschaft langfristig teuer zu stehen kommen.
Sozialdemokratie als Wegweiser
Die sozialdemokratische Idee ist keine Modeerscheinung. Sie ist eine tief verwurzelte Vision einer gerechten Gesellschaft. Ihre Werte von Solidarität, sozialer Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind heute aktueller denn je. Eine Vermögenssteuer, gerechte Erbschaftsregelungen und Investitionen in Bildung, Gesundheit und sozialen Wohnungsbau sind keine radikalen Ideen – sie sind Ausdruck einer Verantwortung, die Wohlstand und soziale Stabilität verbindet.
Die Politik der kurzfristigen „Entlastungen“ und marktliberalen Deregulierungen hat in Deutschland zu einer immer größeren Schere zwischen Arm und Reich geführt. Wir dürfen dieser kurzfristigen Sichtweise nicht nachgeben. Die Union und populistische Kräfte mögen einfachen Antworten den Vorzug geben, doch sie bieten keine nachhaltigen Lösungen. Sie verwässern das, was unsere Gesellschaft stark macht: das Vertrauen in Fairness und die Überzeugung, dass ein besseres Leben für alle möglich ist.
Fazit: Unsere Entscheidung für die Zukunft
Was wir brauchen, ist kein „weiter so“, sondern ein gesellschaftlicher Konsens darüber, dass wir gemeinsam stärker sind. Wir sollten die Reichen nicht dämonisieren – aber wir dürfen auch nicht zulassen, dass ihr Reichtum auf Kosten des Gemeinwohls geht. Es ist Zeit, den sozialdemokratischen Wertekanon zu stärken, der uns daran erinnert, dass Fortschritt dann gelingt, wenn jeder seinen gerechten Anteil leistet.
Die Ungleichheit ist kein Naturgesetz. Sie ist eine politische Entscheidung. Die Frage ist nur, auf welcher Seite wir stehen.