
Gestern Abend (16. Januar 2025) schaltete ich Welt-TV ein, um das TV-Duell zwischen Markus Söder und Lars Klingbeil zu verfolgen. Die Moderation übernahm Jan Philipp Burgard, und die Fragen drehten sich um die drängenden Themen des Wahlkampfs: Koalitionsoptionen, Wirtschaft, Migration, das Erstarken der AfD und die Rückkehr Donald Trumps. Während ich die Debatte aufmerksam verfolgte, versuchte ich mir selbst vorzustellen, wie ich die Fragen beantwortet hätte – und was das für den Kurs unserer Politik bedeutet.
Koalitionsoptionen – Wer spricht mit wem?
Die erste Frage zielte darauf ab, ob und welche Parteien man für eine Koalition ausschließen sollte. Markus Söder lehnte kategorisch ein Bündnis mit den Grünen ab und bemängelte ihre Haltung in der Migrationspolitik. Klingbeil hielt sich zurück und sprach stattdessen von den grundlegenden politischen Unterschieden zwischen Union und SPD.
Ich hingegen bin überzeugt, dass der Ausschluss von Parteien allein keine tragfähige Strategie für die Gestaltung unseres Landes ist. Statt Fronten zu ziehen, sollten wir über Werte sprechen, die als Grundlage für jede Partnerschaft dienen – Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit. Auch wenn politische Differenzen bestehen, ist Dialog entscheidend für den Fortschritt. Diese Haltung liegt näher bei Klingbeil, während Söders Abgrenzung von den Grünen aus meiner Sicht politisches Potenzial verschenkt.
Wirtschaft – Zwischen Innovation und Stagnation
Die wirtschaftliche Lage Deutschlands wurde scharf diskutiert. Klingbeil sprach von einem „Investitionsbonus“ und der Notwendigkeit, „Made in Germany“ wieder zu stärken. Söder attackierte die Ampel-Regierung für Fehler in der Wirtschaftspolitik und bezeichnete die Bilanz der letzten Jahre als „Desaster“.
Meine Antwort wäre ein pragmatischer Mittelweg gewesen: Zukunftstechnologien fördern, den Mittelstand stärken und gleichzeitig Klimaschutz als wirtschaftliche Chance begreifen. Dabei ist eine faire Steuerpolitik unverzichtbar, die nicht nur die Spitzenverdiener entlastet. Während Söder den Fokus auf Kritik legt, sehe ich mit Klingbeil den Wert in konstruktiven Lösungen – beides ist nötig, aber es braucht greifbare Vorschläge, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen.
Migration – Ordnung und Menschlichkeit
Die Frage nach einer härteren Migrationspolitik stellte sich ebenfalls. Söder sprach von falschen Anreizen und betonte Abschiebungen, während Klingbeil differenzierte und zur Sachlichkeit mahnte.
Ich teile die Ansicht, dass wir Regeln für legale Zuwanderung brauchen, aber auch Rückführungen konsequent umsetzen müssen. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass Zuwanderung Chancen birgt. Integration gelingt durch Bildung und Arbeit – nicht durch Ressentiments. Hier sehe ich mich zwischen beiden Positionen: Söder hat recht, wenn er mehr Ordnung fordert, aber Klingbeil trifft den Kern, wenn er auf Menschlichkeit und Differenzierung pocht.
Das Erstarken der AfD – Krise der Demokratie?
Warum wächst die AfD? Klingbeil gesteht Fehler ein und betont die Notwendigkeit, überzeugende Politik zu machen. Söder spricht von Unsicherheit und Kriminalität als Hauptursachen.
Für mich ist klar: Angstpolitik stärkt nur die Extreme. Lösungen, nicht Polemik, sind gefragt. Es reicht nicht, über die AfD als Systemgegner zu sprechen – wir müssen die Ursachen angehen: wirtschaftliche Perspektiven schaffen, den sozialen Zusammenhalt stärken und den Dialog fördern.
Außenpolitik – Trump und die transatlantischen Beziehungen
In der Außenpolitik forderte Klingbeil eine europäische Stärke, Söder kritisierte die „NGO-Außenpolitik“ der Ampel.
Hier hätte ich selbstbewusste Diplomatie gefordert: Unsere Partnerschaft mit den USA bleibt entscheidend, aber Europa muss seine Interessen stärker vertreten. Meine Position ähnelt Klingbeils Ansatz, während Söder durch seine scharfe Kritik zwar Wachsamkeit fordert, jedoch wenig konkrete Alternativen bietet.
Fazit
Das Duell war lebendig, kontrovers – aber wie bei jeder politischen Debatte bleibt die Frage: Wo finden wir die besten Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger? Die Antworten liegen im Dialog, in sachlicher Auseinandersetzung und pragmatischem Handeln. In diesem Sinne sehe ich meine eigenen Antworten größtenteils im Einklang mit den Ansichten von Lars Klingbeil, auch wenn ich punktuell Markus Söders Forderungen nach mehr Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit teilen kann. Doch am Ende zählt vor allem eines: Politik muss greifbare Perspektiven bieten – für alle Menschen in unserem Land.